Lange war ich skeptisch, WLAN für die Vernetzung des Smart-Homes zu verwenden. WLAN ist ja nicht gerade für seinen geringen Energieverbrauch bekannt. Speziell wenn man den Verbrauch im Vergleich zu speziellen Smart-Home-Standards wie Z-Wave, EnOcean oder Zigbee sieht. Bei Lampen selbst ist das nicht mal das große Problem. Sie werden ja konstant mit dem Strom versorgt. Das größere Problem besteht eher bei Produkten mit Batterien, zum Beispiel bei Bewegungsmeldern und Tastern. Deshalb findet man auch relativ wenig batteriebetriebene WLAN-Produkte. Und bei denjenigen, die es gibt, habe ich die Befürchtung, dass man die Batterie relativ häufig wechseln muss.
Doch dann kam der Gedanke: Was wenn man schon ein Smart-Home-System besitzt, das über einen stromsparenden Standard funkt und batteriebetriebene Bewegungsmelder und Taster mitbringt? Dann kann ich die Lampen direkt per WLAN ins Smart-Home integrieren und brauche nicht noch eine extra Bridge. Also nicht so wie bei Philips Hue, wo eine zusätzliche Bridge nötig ist, die zu den Lampen funkt. So wäre auch der Weg kürzer. Im Beispiel von Hue sieht es so aus: Der batteriebetriebene Taster das Smart-Home-Systems funkt den Einschalt-Befehl zu seiner Zentrale. Die Zentrale schickt den Befehl zur Hue Bridge. Die Hue Bridge sendet den Befehl zur Lampe. Es sind also drei Schritte notwendig. Bei WLAN-Lampen sind es dagegen nur zwei. Der Taster funkt zur Smart-Home-Zentrale, welche den Befehl zur Lampe weiterleitet.
WLAN besser als Zigbee?
Dazu kommt eine weitere Überlegung. Der Funkstandard Zigbee, den Philips Hue nutzt, ist nicht dafür bekannt, dass er schnell auf Veränderungen in seinem (vermaschten) Netz reagiert. Das wird beispielsweise zum Problem, wenn jemand per Schalter die Stromzufuhr zu einer Lampe trennt, nennen wir sie Wohnzimmer-Lampe. Die Esszimmer-Lampe hat bislang den Weg über die Wohnzimmer-Lampe zur Bridge genommen. Durch die ausgeschaltete Wohnzimmer-Lampe muss sie sich einen neuen Weg über einen andere Lampe suchen, da sie sich nicht in der direkten Funk-Reichweite der Bridge befinden. Das kann eine ganze Weile dauern. Vorausgesetzt es gibt überhaupt einen Alternativ-Weg zur Bridge. Ganz zu schweigen davon, dass man sein Zigbee-Netz etwas planen sollte, sodass keine zu großen Abständen zwischen den einzelnen Lampen entstehen (ich empfehle dazu den Blog-Eintrag bei Smart-Things).
Bei WLAN ist das anders. Fällt eine Lampe aus, stört das die anderen nicht. Das WLAN ist weiter vorhanden. Es sollte also grundsätzlich zu weniger Verbindungsproblemen kommen.
Aber natürlich gibt es auch bei WLAN Gefahren. Während das Zigbee-Netz isoliert arbeitet, gibt es im WLAN allerhand potentieller Störfaktoren. Nimmt beispielsweise jemand Einstellungen am WLAN vor, kann es passieren, dass die gesamten Lampen im Haus nicht mehr erreichbar sind. Dazu kommen all die anderen Geräte im Heimnetz als mögliche Störquellen. Wer also auf WLAN-Lampen setzt, sollte behutsam mit seinem WLAN-Netz umgehen. Am besten man nutzt gar ein eigenes WLAN für Lampen und Smart-Home.
Gleicher Hersteller wie Philips Hue
Mit diesen Vorüberlegung hab ich zwei WLAN-Lampen und eine Fernbedienung von WiZ ausprobiert, die mir der Hersteller leihweise für den Test zugeschickt hat. Der Hersteller hinter WiZ ist Signify, der auch für Philips Hue verantwortlich ist. Signify hat WiZ 2019 gekauft. Signify will also den Markt der WLAN-Lampen nicht gänzlich anderen Herstellern überlassen. Und vielleicht will sich Signify auch für den Fall wappnen, falls sich am Ende WLAN und nicht Zigbee bei smarten Lampen durchsetzt.
Interessant ist bei WiZ, dass das System nicht komplett auf WLAN setzt. Der batteriebetriebene Bewegungsmelder und die Fernbedienung kommunizieren über ein eigenes stromsparendes Funkprotokoll zu den Lampen, wodurch sie kein WLAN brauchen und die Batterien länger durchhalten. Außerdem beherrschen die von uns getesteten WiZ Colors (Farblampe) und WiZ Whites (Lampe mit veränderbarem Weißton) außer WLAN auch Bluetooth. Das hilft beim Anlernen der Lampen.
Zum Verbinden der Lampen verwendet ihr die WiZ Connected-App (Android/iOS). Clever gelöst ist dabei, dass man die Lampen auch problemlos anlernen kann, wenn das WLAN im 2,4- und 5 GHz-Bereich funkt. Wie die meisten anderen WLAN-Lampen nutzen die WiZ-Lampen nur 2,4-GHz-WLAN-Bereich. Ein Problem entsteht häufig, wenn ein WLAN im 2,4-GHz und 5-GHz-Band mit demselben Namen funkt. Dadurch werden die Lampen beim Anlernen oft nicht gefunden. Es hilft dann, für den Zeitraum des Anlernens den 5-GHz-Bereich abzuschalten oder ihm einen anderen Namen zu geben.
Nicht so bei WiZ. Hier könnt ihr beim Anlernen Manuelle Kopplung wählen, ohne dass ihr Änderungen an eurem WLAN vornehmen müsst. Einziger Nachteil: Ihr müsst die Lampen einzeln verbinden. Über Intelligente Kopplung lassen sich dagegen mehrere Lampen gleichzeitig anlernen. Dafür darf das WLAN-Netz aber nur im 2,4 GHz-Bereich funken.
Automationen mit WiZ-App anlegen
Sind die Lampen mit der App verbunden, könnt ihr sie zu Gruppen zusammenfassen, um sie gemeinsam zu steuern. Ihr seid in der Lage, eigene Lichtszenen zu kreieren, könnt aber auch auf vorgefertigte Lichtszenen zurückgreifen. Genauso lassen sich Zeitpläne anlegen, welche die Lampen zu bestimmten Zeiten automatisch ein- und ausschalten. Was leider nicht geht: Die Lampen in Abhängigkeit vom Sonnenaufgang und -untergang zu schalten.
Diese Funktionen kennt man von vielen anderen smarten Beleuchtungssystemen. Weniger typisch ist jedoch die Möglichkeit, die Lichtstimmung der Tageszeit anzupassen. Sie folgt dann dem natürlichen Sonnenlicht, ähnlich wie es die Funktion Adapatives Licht bei Apple HomeKit erlaubt. Je nachdem, wann ihr das Licht einschaltet, stellt sich so eine unterschiedliche Lichtstimmung ein. In der WiZ-App legt ihr dafür einen Rhythmus an.
Eine weitere clevere Funktion ist WiZclick. Dadurch könnt ihr zwei Lieblingsstimmungen definieren, die sich beim Einschalten über einen gewöhnlichen Lichtschalter einstellen. Die erste Lichtstimmungen entsteht, wenn ihr das Licht einmal einschaltet, beim Zweimaligen Einschalten ruft ihr die zweite Lichtstimmung auf. Das hat bei uns gut funktioniert. Als Alternative könnt ihr auch festlegen, dass sich beim Einschalten immer die zuletzt verwendete Lichtstimmung einstellt.
Auch die Option, den Energieverbrauch zu überwachen, findet man eher selten bei Lichtsystemen. In der WiZ-App seht ihr, zu welchen Zeiten das Licht an war und welcher Stromverbrauch daraus resultiert.
All diese Funktionen integriert WiZ logisch in seine App, sodass man sich relativ schnell mit der Bedienung zurechtfindet. So schick und komfortabel wie die Hue-App ist sie allerdings nicht.
Integration in andere Smart-Home-Systeme
Es gibt aber auch Sachen, die in der App fehlen. Zum Beispiel Geo-Fencing, sodass sich alle Lichter ausschalten, wenn alle Bewohner das Haus verlassen haben. Diese Möglichkeit könnt ihr aber leicht nachrüsten, indem ihr die Lampen in ein übergeordnetes Smart-Home-System integriert. Hier stehen beispielsweise Amazon Alexa, Google Assistant, Samsung SmartThings, IFTTT und Conrad Connect zur Auswahl. Auch Siri Kurzbefehle könnt ihr verwenden.
Grundsätzlich lassen sich WiZ-Lampen lokal und übers Internet in andere Smart-Home-Systeme einbinden. Während mir bei der Integration eines Saugroboters, der Gartenbewässerung oder eine Videokamera egal ist, ob die Integration lokal oder per Internet erfolgt, sieht es bei der Beleuchtung anders aus. Hauptsächlich weil sie absolut zuverlässig funktionieren muss. Ich möchte sichergehen können, dass wenn ich auf einen Schalter drücke, auch das Licht angeht. Zwar versichern Hersteller wie eQ-3, dass ihre Cloud so gut wie immer verfügbar ist. Dennoch sind es mir zu viele Gefahrenquellen. Während bei der lokalen Verbindung das Heimnetz und der Router die größten Gefahrenquellen sind, kommen bei einer Cloud-zu-Cloud-Verbindung über das Internet mindestens drei weitere hinzu: die Internetverbindung, die Cloud von WiZ und die Cloud vom Smart-Home-System. Nutzt man eine Integrationsplattform wie IFTTT, kommt eine weitere Cloud-Lösung dazu.
Leider setzen alle genannten Integrationspartner bei der Einbindung der WiZ-Lampen auf eine Cloud-zu-Cloud-Verbindung. Dass grundsätzlich auch die Möglichkeit für eine lokale Integration besteht, sieht man in der App, wo man die Lokale Kommunikation zulassen kann. Außerdem gibt es für die Smart-Home-Software Home Assistant ein Plugin (-> Link zum Plugin) für die lokale Verknüpfung der WiZ-Lampen, wenngleich das Plugin zum Testzeitpunkt wegen eines Bugs in Überarbeitung war. Sprich: Wer heute WiZ-Lampen lokal in ein Smart-Home-System einbinden will, findet nur Bastellösungen, die wiederum nicht für eine hohe Zuverlässigkeit stehen. Das liegt auch daran, dass keine offene Programmschnittstelle (API) existiert. Momentan fährt man also besser, wenn man die Cloud-Integrationen nutzt.
Große Auswahl an WiZ-Lampen und -Leuchten
Was mehr für WiZ spricht, ist die große Auswahl an integrierbaren Lampen und Leuchten. Von WiZ selbst erhält man Farblampen, Lampen mit veränderbaren Weißton und rein dimmbare Leuchtmittel. Es gibt Filament-Lampen und Lightstrips. Man kann Lampen mit E27-, E14- und GU10-Sockel kaufen. Die Lampen sind dazu überaus günstig zu haben. Unsere getestete Farb-LED-Lampe kostet beispielsweise rund 16 Euro und ist damit noch günstiger als die vernetzte Farb-Lampe von Ikea. An Leuchten erhält man von WiZ selbst bislang nur zwei tragbare Modelle. Es jedoch viele andere Hersteller, welche die WiZ-Technologie nutzen und deren Leuchten sich ins System einbinden lassen. Das sind beispielsweise die Hersteller Brilliant, Reality, Trio, Wofi und Lutec.
Dagegen ist die Auswahl an Zubehör überschaubar. Es gibt nur eine Fernbedienung, einen Bewegungsmelder für Innen und eine Schaltsteckdose. Man sollte aber bedenken: Das ist mehr, als die meisten anderen WLAN-Lampen-Hersteller anbieten. Dennoch ist es schade, dass man keinen Wandtaster für die Lampen kaufen kann.
Was sich Entwickler bei WLAN-Lampen denken, konnte ich bislang nicht ganz verstehen. Gehen Sie davon aus, dass man die Lampen weiterhin über den normalen Lichtschalter ein- und ausschaltet? Wahrscheinlich. Das Problem ist in diesem Fall nur: Sind die Lampen vom Strom getrennt, funktioniert auch kein Einschalten per Smartphone oder Sprache mehr. Dass die Entwickler hingegen davon ausgehen, dass die Nutzer ganz auf die Steuerung per Smartphone und Sprache setzen, kann ich mir auch nicht vorstellen.
Die Krux mit dem Standby-Verbrauch
Aber noch mal zurück zu den Lampen. Für den Preis war ich wirklich angetan von der Lichtqualität. Die Farben der WiZ Colors sind kräftig und die Weißtöne wirken natürlich. Den größten Unterschied zu Hue-Lampen bemerkt man beim Regeln der Helligkeit. Die Hue-Lampen lassen sich deutlich weiter herunterdimmen. Da sind die WiZ-Lampen nicht allein, die Leuchtmittel von Herstellern wie Ikea, Innr und Ledvance zeigen ein ähnliches Verhalten.
Gespannt war ich auf den Stromverbrauch der WiZ-Lampen. Ist er deutlich über dem Verbrauch von Zigbee-Lampen? Die klare Antwort: Ja, die WiZ Colors verbraucht deutlich mehr als Zigbee-Lampen im ausgeschalteten Zustand. Darin unterscheidet sie sich nicht von anderen WLAN-Birnen. Zigbee-Lampen liegen meist um die 0,5 Watt, bei Philips Hue sind es genauer gesagt 0,4 Watt. Die WiZ Colors verbraucht mit 0,9 Watt gut das Doppelte der Hue-Lampen. Mit nur einer Lampe macht das in der Stromrechnung noch keinen großen Unterschied. Bei 20 dagegen schon, wenn man ein ganzes Haus ausstattet. Nimmt man einen Preis von 30 Cent pro kWh, kommt man im Jahr bei Hue auf Kosten von 1,05 Euro pro Lampe, bei WiZ auf 2,37 Euro. Mit 20 Lampen sind es bei Hue 21,02 Euro pro Jahr gegenüber 47,30 Euro bei WiZ, also ein Unterschied von 26,28 Euro.
Steckbrief | |
Hersteller | WiZ |
Produkt | Colors A60 E27 |
Produkt Marktpreis | 16 Euro |
Daten & Messwerte | |
Funkstandards | WLAN (2,4 GHz), Bluetooth |
Funkfrequenz | 2,4 GHz |
Maximalhelligkeit | 806 lm |
Stromverbrauch LED-Lampe Standby | 0.9 Watt |
Funktionen | |
Szenen / Gruppen / Zeitpläne | ja / ja / ja |
Synchrones Einschalten der Lampen | nein |
App: Android / iOS | ja / ja |
Widgets: Android / iOS | ja / nein |
Sprachsteuerung Amazon Alexa / Google Assistant/ Siri | ja / ja / ja (Shortcuts) |
Funktioniert ohne Internet | ja |
Sortiment | |
Lampen dimmbar | 10 Euro |
Lampen dimmbar + Weißtöne | 15 Euro |
Lampen dimmbar + Weißtöne + Farbauswahl | 16 Euro |
Sockel: E27 / E14 / GU 10 | ja / ja / ja |
Filament-Lampen | ja |
LED-Lichtstreifen weiß / Farben | nein / ja |
Innenleuchten / Außenleuchten | hauptsächlich von Drittanbietern |
Steckdosen-Zwischenstecker | ja |
Wand-Taster | nein |
Fernbedienung | ja |
Bewegungsmelder | innen |
Lange wird es einen solch hohen Standby-Verbrauch bei WLAN-Lampen jedoch nicht mehr geben. Mit der neuen Energieeinspar-Verordnung (Ökodesign-Richtlinie) kommen im September 2021 nicht nur neue Energielabels für Leuchtmittel. Der Standby-Verbrauch darf auch nicht mehr 0,5 Watt übersteigen. WiZ hat sich für diesen Fall bereits gewappnet. Im September kommen neue Produkte auf den Markt mir der neuen ROBUST System-Architektur. Die dürften den Standby-Verbrauch deutlich senken. Doch nicht nur das. Getreu dem Namen ROBUST soll die Verbindung der Lampen robuster werden. Dann können WiZ-Lampen untereinander auch ein vermaschtes Bluetooth-Netz aufbauen. Somit gibt es eine Rückfall-Lösung, falls es zu Problemen mit dem WLAN kommt. Außerdem lassen sich so Lampen einbinden, die sich außerhalb der WLAN-Reichweite befinden.
Fazit: WiZ Test
Vergleicht man die WiZ-Lampen mit anderen WLAN-Birnen, brauchen sie sich vor keinem Konkurrenten verstecken. Man findet bei kaum einem anderen Hersteller ein solch große Auswahl an Lampen, Leuchten und Zubehör. Auch die Lichtqualität stimmt. Und das alles zu einem sehr guten Preis-Leistungsverhältnis. Wenn etwas bei manchem Mitbewerber besser ist, dann ist die App.
Bewertung im Detail
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Lichtqualität
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Bedienung
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Einsteiger-Freundlichkeit
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Ausstattung
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Verarbeitung
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Preis/Leistung
8.1 10 gut
Stellt man den Vergleich zu Zigbee-Lichtsystemen wie Philips Hue oder Ikea Trådfri an, ist es immer noch eine Lösung, die mit ihrer großen Auswahl an Lampen und Leuchten zu einem günstigen Preis punktet. Jedoch findet man Zigbee-Lampen, die mehr Zubehör besitzen und einen geringeren Standby-Verbrauch aufweisen. Dafür braucht man für WiZ keine extra Bridge.
Und mein persönliches Fazit: Die WiZ-Lampen haben wirklich Potential. Vor allem bin ich auf die neue Systemarchitektur gespannt, die Lampen mit geringerem Standby-Verbrauch bringen dürfte. Dann würde nur noch ein Punkt auf meinem Wunschzettel stehen: die einfache lokale Integration in andere Smart-Home-Systeme, gerne auch in Apple HomeKit.
Mehr Infos: WiZ // wizconnected.com
Fotos: home pioneers, wenn nicht anders beschrieben
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