Smarte Beleuchtung für Einsteiger
Signify gönnt sich neben Philips Hue noch eine zweite Lichtmarke – inklusive ein paar besonders smarter Funktionen. Das Beleuchtungssystem im Praxis-Test!
Foto: Wiz, COMPUTERBILD
Uhr
Timo Schurwanz
Alle kennen Philips Hue! Doch dessen Hersteller Signify bietet mit Wiz noch eine zweite Marke für smarte Beleuchtung. Was die taugt, verrät COMPUTER BILD in diesem Test.
Inhaltsverzeichnis
- Funkt anders: Wiz ist im WLAN zu Hause
- Erste Schritte: So fix erstrahlen die smarten Lichter
- Smarte Funktionen: Space Sense, Energieverbrauch
- Ausprobiert: So schlagen sich aktuelle Wiz-Produkte
- Smarte Beleuchtung von Wiz: Testfazit und Preis
Eine ist nicht genug! Das dachten sich offensichtlich die Beleuchtungsexperten von Signify, und übernahmen neben dem beliebten
Philips Hueim Frühjahr 2019 mit Wiz eine zweite Marke, die das Heim smart erleuchten soll. Lampen und Co. sind hier durchweg günstiger als beim "großen Bruder" Hue. Und auch sonst macht das System einiges anders, was besonders Smart-Home-Neulinge begeistern soll. COMPUTER BILD hat sich das Wiz-Licht in diesem Praxis-Test angeschaut und hat Wiz-Leuchtmittel mit Philips Hue und anderen Herstellern verglichen.
Smarte Lampen
Platz
4
Testnote
2,5
befriedigend
Philips Hue
White Ambiance (Filament)
Funkt anders: Wiz ist im WLAN zu Hause
Auch wenn Philip Hue und Wiz vom selben Hersteller stammen, verfolgt die Günstig-Marke ein anderes Konzept und soll so besonders einsteigerfreundlich sein. Das geht bei Wiz:
- Gleich loslegen: Ein entscheidender Unterschied zu Philips Hue ist, dass es bei Lampen von Wiz keine zusätzliche Bridge und keine weiteren Vorbereitungen braucht: Es geht auch ohne Benutzerkonto und Registrierung, und die Wiz-Produkte verwenden einfach das heimische WLAN für die Funkverbindung. Ein Smartphone oder Tablet samt kostenloser App genügen, um das Licht einzurichten und zu steuern. Gut zu wissen: Wiz hat zwei Apps im Angebot. Zu empfehlen ist die neue App "Wiz V2", denn nur sie hat einen modernen Look und einige neue, wichtige Funktionen wie die Bewegungserkennung "SpaceSense" (siehe unten) an Bord.
- Kleinere Produktpalette: Wie bei WLAN-Lampen üblich, handelt es sich um ein geschlossenes System. Nur Produkte von Wiz können dem Netzwerk beitreten und lassen sich dann gemeinsam steuern. Zum Sortiment gehören neben Leuchtmitteln für die gängigen Fassungen E14, E27 und GU10 auch LED-Streifen, fertige Leuchten sowie Bewegungsmelder, Button und Fernbedienung. Bei der Außenbeleuchtung sieht’s mager aus: Wo Philips Hue Outdoor-Leuchten aller Art parat hat, ist bei Wiz nur eine Lichterkette wasserfest und damit für draußen gedacht. Im Online-Shop von Wiz sind insgesamt knapp 100 Produkte vertreten, bei Philips Hue sind es fünf Mal so viele. Zuletzt kam bei Hue sogar eine bunte Lichterkette für den Weihnachtsbaum auf den Markt.
- Lokal oder vernetzt: Da Wiz-Lampen lokal im WLAN mit der App kommunizieren und ihre Einstellungen auf einem Chip im Gerät speichern, klappt die Bedienung auch ohne Internet. Timer und Zeitpläne führt das System sogar dann aus, wenn das WLAN abgeschaltet ist. Für Sprachsteuerung braucht’s dann aber doch ein Online-Konto. Ist das eingerichtet, stehen Wiz-Lampen mit der Cloud des Herstellers in Kontakt. Sie ermöglicht die Verbindung mit Amazon Alexa und dem Google Assistant. Siri-Sprachkommandos lassen sich über Kurzbefehle auf dem iPhone realisieren, eine HomeKit-Unterstützung gibt es nicht. Dafür sind mit IFTTT, Samsung SmartThings oder Magenta Smart Home weitere beliebte Smart-Home-Dienste ansprechbar.
- Fit für die Zukunft: Signify hat angekündigt, dass alle ab September 2021 veröffentlichten Wiz-Produkte kompatibel mit dem kommenden Smarthome-Standard Matter sein sollen. Sie sollen sich dann auf Anhieb mit allen Smarthome-Ökosystemen und Geräten vieler Hersteller verstehen.
Erste Schritte: So fix erstrahlen die smarten Lichter
Zur Wiz-App als Kommandozentrale des Systems waren neue Leuchtmittel und neues Zubehör fix hinzugefügt: Einfach einschalten, kurz warten, auf die Meldung tippen, fertig! Da klappt auch mit mehreren Geräten in einem Rutsch. Wer will, ordnet sie Räumen hinzu, die sich beliebig anlegen und benennen lassen. Zwei oder mehr Leuchten lassen sich zusammenlegen oder in Lichtszenen einsortieren – und so gemeinsam steuern.
Obwohl bei Wiz viel Plastik zum Einsatz kommt, sind die meisten Produkte gut verarbeitet und machten einen hochwertigen Eindruck. Nur die Stehleuchte (siehe unten) wirkte etwas wackelig. Im Einsatz bemerkten die Tester bei allen Wiz-Lampen ein umfangreiches Farb- und Temperaturspektrum, vergleichbar mit Philips Hue. Je nach Produkt gab’s gemütlich-warmes bis strahlend-helles Licht und ein breite Farbpalette. Hinzu kommen vorgefertigte Lichtszenen wie "Kaminfeuer", "Party" oder "Weihnachten", um die Lampen passgenau und stimmungsvoll funkeln zu lassen. Nur beim Dimmen kann Wiz nicht mithalten: Bei vergleichsweise hellen 10 Prozent ist Schluss – danach kommt "aus". Wer die smarte Beleuchtung auch als Nachtlicht nutzen will, ist besser bedient bei Philips Hue, weil sich hier die Helligkeit bis zum kleinsten Rest Licht herunterdrehen lässt.
Smarte Funktionen: Space Sense, Energieverbrauch
Für Lichtquellen, die sich bei einer Bewegung von selbst einschalten, braucht es bislang einen Bewegungsmelder. Den hat auch Wiz im Angebot, doch es geht auch smarter: Die aktuellen Lampen werden selbst zum Sensor. Dazu braucht es mindestens zwei Leuchtmittel im Raum – eine möglichst mittig platziert, etwa in der Deckenlampe, die andere mit mindestens zwei Meter Abstand und eher in der Ecke. Im Zusammenspiel beobachtet das Duo dann das im Raum herrschende WLAN-Signal und registriert kleinste Änderungen, sobald ein Bewohner das Zimmer betritt und das WLAN kurzzeitig abschwächt. Laut Signify findet diese WLAN-Analyse lokal auf den Wiz-Lampen statt, Bewegungsprofile landen also nicht und der Cloud. Fürs Aktivieren der Funktion braucht es die Wiz-V2-App. Darin tippen Sie auf Automatisierung und SpaceSense, dann auf den Raum und auf die Geräte, die bei der Bewegungserkennung mitwirken sollen. Verlassen Sie nun den Raum, kalibrieren sich die Leuchten, und SpaceSense ist einsatzbereit.
Im Test funktionierte SpaceSense recht zuverlässig. Wo externe Bewegungsmelder sofort reagieren, brauchten die Leuchten aber oft ein bis zwei Sekunden, bis Sie die Bewegung erkannten und die Leuchten im Raum anknipsten. Wann es wieder dunkel wird? Sobald keine Bewegung mehr erkannt wird oder mit einer Verzögerung, die sich in der App einstellen läßt, also etwa nach 5 Minuten "Bewegungsfreiheit". Das automatische Ausschalten ließ im Test mitunter auf sich warten, obwohl der Raum leer war. Andererseits reichten den Lampen im Büro ein stilles Sitzen und Tippen am Schreibtisch als Bewegung oft nicht aus, um fortwährende Anwesenheit zu signalisieren. Hier hilft es, SpaceSense eine dritte Lampe hinzuzufügen oder in der App die Empfindlichkeit hochzuschrauben. Das kann wiederum dafür sorgen, dass auch durchs Haus trottende Haustiere die Lichter aktivieren. Bei Wiz-Lampen ebenfalls an Bord: Sie messen ihren Energieverbrauch und zeigen die Werte und den Einstellungen der App an, feinsäuberlich sortiert nach einzelnen Geräten, Räumen oder allen Wiz-Produkten.
Ausprobiert: So schlagen sich aktuelle Wiz-Produkte
COMPUTER BILD hat sich einen Schwung aktueller Wiz-Produkte angeschaut:
Hell und gemütlich: E27-Glühbirnen in Farbe und Filament
Wer "dumme" Lampen aufrüsten machen will, braucht smarte Glühbirnen: Im ersten Test kam die neue, extrahelle Farbleuchte Full Color High Lumen A80 mit bis zu 150 Watt Leistung (LED 18,5 Watt) zum Einsatz. Dank Ihrer Größe und E27-Gewinde macht sie besonders in großen Deckenlampen eine gute Figur. Sie kann auch größere Räume hell erstrahlen lassen oder dezent beleuchten – je nach Geschmack. Mit 30 Euro ist sie das teuerste Leuchtmittel im Wiz-Sortiment. Günstige Alternative: Die kleine und weniger leuchtstarke Farbbirne "Full Color Mini P45" (40 Watt, LED 4,9 Watt) für 15 Euro. Bei Philips Hue werden für vergleichbare Leuchtmittel mindestens das Doppelte fällig.
Im
Vergleich smarter Leuchtmitteltrat die Wiz Moderne Lampe (Farbe) und die Filament-Lampe (transparent) an. Beide schnitten zusammen mit den Birnen von Philips Hue am besonders gut ab.
Zum Mitnehmen: Wiz Mobile Tischleuchte
Eines der frischen Wiz-Produkte ist die mobile Tischleuchte. Sie kann in zwei Farben gleichzeitig leuchten ("Dual Zone"), und hat an der Oberseite per Touch bedienbare Knöpfe und einen Helligkeitsregler, damit Handy und Wiz-App auch mal stecken bleiben können. Die Lampe kommt mit einem Akku, der bei voller Helligkeit vier bis 5 Stunden durchhielt und sich dann per USB-C aufladen ließ. Auffällig: Der Standby-Betrieb saugte der Akku schnell leer, hier hilft der On-Off-Schalter an der Unterseite. Die Tischleuchte machte sich im Test auch auf dem Gartentisch ganz gut, ist aber nicht wasserfest und somit vornehmlich für den Inneneinsatz gedacht. Hier taugt sie sowohl als helle Leselampe oder flexibel platzierbares Stimmungslicht gleichermaßen. Sie kostet 90 Euro. Für den Preis könnte der praktische Tragegriff gerne aus Leder statt aus Plastik sein. Eine vergleichbare Lampe im Laternen-Design hat Philips Hue nicht zu bieten, aber tragbare Lampen wie die Hue Go, die ebenfalls für 90 Euro erhältlich ist.
Standesgemäß: Wiz Pole Stehleuchte
Wer es etwas größer mag, kann zur Stehlampe von Wiz greifen, die hauptsächlich für indirekte Beleuchtung sorgen soll. Der Sockel der Lampe ist schlank, bietet dadurch aber auch wenig Halt, sodass die Leuchte etwas wackelig steht. Der Sockel ist aber auch abnehmbar, falls Sie den Leuchtstab irgendwo hinlegen oder anbringen wollen. Wie die Tischlampe hat ihr stehendes Pendant ein Dual-Zone-Design für zweifarbige Beleuchtung. Das brachte im Test besonders „dynamische“ Lichtszenen wie Kaminfeuer, Dschungel oder Sonnenuntergang gut zur Geltung. Der Preis der Stehlampe liegt bei 130 Euro. Stab-Stehleuchten von Philips Hue kostet je nach Länge das Doppelte bis Dreifache, sie wirken aber noch schlanker und dank Holzfuß noch stylischer, und das Licht bietet noch sanftere Farbverläufe.
Kurz und knapp: Wiz Bar Linear Light
Nicht nur die Stehlampe ist flexibel: Die Bar Linear Light können Sie ebenfalls horizontal wie vertikal aufstellen. Über Kabel, die in zwei Längen beiliegen, lassen sich mehrere Leuchtleisten verbinden. Mit 30 Zentimeter Länge passen die kurzen Stableuchten etwa in jedes Regal oder sorgen dort für schicke Lichtakzente. Sie sind für 50 Euro erhältlich. Philips Hue hat nichts Vergleichbares im Sortiment.
Auf Knopfdruck: Wiz Portable Button
Wer die Wiz-Beleuchtung nicht ständig per App oder Sprachkommando regeln will, und sich mit der Wiz-Remote keine weitere Fernbedienung auf den Wohnzimmertisch legen will, greift zum Portable Button. Damit schalten Sie Lampen oder Räume per Knopfdruck ein- und aus, oder legen sich gern genutzte Lichtszenen auf die Buttons. Die Bedienung klappte im Test auch über Entfernungen bis zu 15 Metern und durch mehrere Wände hindurch. Die Knöpfe haben einen guten Druckpunkt und eine ordentliche Größe. Damit der Schalter nicht verloren geht, kommt er mit Halterung etwa für die Wand, die ihn magnetisch festhält. Der Portable Button ist mit 30 Euro nicht ganz billig, Philips Hue hat etwas günstigere, aber auch teurere Schalter im Sortiment.
Smarte Beleuchtung von Wiz: Testfazit und Preis
Der Test hat gezeigt: Wiz sorgt daheim für eine preisgünstige, aber keinesfalls billige oder funktionsarme Beleuchtung. Der einfache Betrieb geht ohne Bridge und ohne Registrierung, das automatische Steuern bei Bewegung sogar ohne Zubehör.
Klar, die Komplettlösung für smartes Licht hat eher Philips Hue mit ausgefeilten Lichteffekten, Zigbee-Funk, seinem umfangreichen Sortiment und Zubehör zu bieten. Wer aber nicht gleich die ganze Wohnung smart aufrüsten will, nur ein paar schicke Lichtakzente braucht und eher auf den Preis schaut, kann bei Wiz getrost zugreifen. Ein Starterset mit drei bunten E27-Glühbrinen plus Fernbedienung ist bei Wiz schon für schlappe 35 Euro zu haben,
bei der Premium-Marke Philips Huemüssen Sie für dasselbe Set mindestens 85 Euro hinblättern, für Farbleuchten mindestens 150 Euro.